Als die Idee zu lipfein vor einigen Monaten Gestalt annahm, da gab es im Wesentlichen drei Grundbedingungen, wie meine Lippenpflege aussehen sollten:
Handgemacht und vegan auf jeden Fall, zuvorderst aber natürlich. Für mich war klar: lipfein soll Naturkosmetik sein und nichts anderes. Denn ich wollte eine Lippenpflege ohne Mineralöl anbieten, die ohne synthetische Farb- und Duftstoffe ankommt.
Doch was bedeutet "Naturkosmetik"?
Der Begriff „Naturkosmetik“ begegnet uns mittlerweile öfter als selten. Dabei ist er weder rechtlich definiert noch offiziell geschützt. Dennoch gibt es hier einen ‚common sense‘:
Naturkosmetik sind Produkte, die natürliche, also keine synthetischen Rohstoffe enthalten. So kurz, so einfach. In der Regel kommen diese Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau oder aus Wildsammlungen. Etwaig enthaltene Konservierungsstoffe sollten ebenfalls natürlich oder naturnah sein. Der Einsatz von Tierversuchen und Gentechnik ist selbstverständlich ausgeschlossen, ebenso wie die Verwendung von Mineralölen, Silikonen oder Parabenen.
Die Herkunft der Inhaltsstoffe kann pflanzlicher, tierischer oder mineralischer Natur sein. Ich selbst verzichte jedoch aus ethischen Gründen sowohl beim Kauf von Kosmetikprodukten als auch bei der Produktion meiner Lippenbalsame und -peelings auf tierische Inhaltsstoffe.
Woran erkenne ich "echte" Naturkosmetik - Öko-Siegel?
Am Aussagekräftigsten ist natürlich immer ein Blick auf die Rückettiketten. Bei einer Vielzahl an - zumeist kleingedruckten - Inhaltsstoffen ist das jedoch oft mühsam.
Einfacher geht das Ganze mit einschlägigen Siegeln. Die wichtigsten sind:
BDIH Siegel
Das BDIH-Siegel vom Verband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen ist das bekannteste und weitverbreitetste Öko-Siegel in Deutschland. Es steht für strenge Richtlinien bezüglich der Inhaltstoffe als auch der einzelnen Verabeitungsschritte. Grundsätzlich kann das Siegel bekommen, wer schonend verarbeitet, Rohstoffe weitestgehend aus kbA verwendet, Tierversuche bei Entwicklung und Herstellung ausschließt sowie umwelt- und ressourcenschonend herstellt und verpackt.
Mehr Infos dazu findet ihr hier:
http://www.kontrollierte-naturkosmetik.de/bdih.htm
ECOCERT
Hinter ECOCERT wiederum steckt Europas größter Kontroll- und Zertifizierungsverband im Bereich Umwelt, der sich nachhaltige Entwicklung auf die Fahnen geschrieben hat. Je nach Anteil der Rohstoffe in Bioqualität wird das "Label Biokosmetik" oder das "Label Naturkosmetik" vergeben. 95% aller Inhaltstoffe müssen natürlich sein und eine umweltschonende Herstellung ist Voraussetzung.
Mehr Infos dazu findet ihr hier:
http://www.ecocert.de/natur-biokosmetik
NaTrue
Die Interessengemeinschaft der führenden deutschen Naturkosmetikunternehmen, kurz NaTrue, hat im Mai 2008 einen verbindlichen Anforderungskatalog an Natur- und Biokosmetika veröffentlicht und bietet drei Qualitätsstufen. NaTrue wendet sich dezidiert gegen Greenwashing und die Verwendung von Zertifizierung ausschließlich zu Marketingzwecken. Die Vorgabe lautet daher, dass mindestens 75% der Einzelprodukte einer ganzen Produktreihe die festgelegten Standards erfüllen müssen.
Mehr Infos dazu findet ihr hier:
Demeter
Die Kennung "Demeter-Naturkosmetik" wird nur vergeben, wenn ein Produkt die namensgebende Zutat in Demeter-Qualität beinhaltet (z. B. Demeter-Rosenöl) und zudem über 90 Prozent der gesamten Zutaten Demeter-Qualität aufweisen. Nach eigenen Angaben gelten die Demeter Richtlinien für Naturkosmetik als die konsequentesten Vorschriften in diesem Bereich weltweit.
Mehr Infos dazu findet ihr hier:
https://www.demeter.de/inhalte/lebensmittel-produkte/naturkosmetik
Vegan Society
Das Siegel der Vegan Society England, der ältesten und angesehensten veganen Gesellschaft, garantiert, dass der gesamte Produktionsprozess tierversuchsfrei sein muss. Zusätzlich dürfen bei der Herstellung und Entwicklung von gentechnisch veränderten Organismen keine Tiergene oder Derivate tierische Substanzen enthalten sein.
Mehr Infos dazu findet ihr hier:
Und wenn kein Siegel drauf ist?
In Sachen Siegel sollte man eines wissen: Zertifizierungen und Siegel zu bekommen, ist oft kostspielig und mit einigem Aufwand verbunden. Kleinere Unternhemen und Manufakturen sind dazu oft nicht in der Lage. Aus diesem Grund können natürlich auch Produkte ohne Siegel qualitativ hochwertige Naturkosmetik sein. Hier lohnt sich ein genauer Blick auf die sog. INCI Liste. Mit Hilfe von Datenbanken können die Inhaltsstoffe, die sich hinter den oft sperrigen INCI-Bezeichnungen verbergen, entschlüsselt werden. Eine gute Option dafür ist bspw. www.haut.de.
Was sind nun die Vorteile von Naturkosmetik?
Um es gleich vorweg zu nehmen: Einiges. Ich werde das in einem der nächsten Blogartikel noch ausführlicher besprechen, hier sei beispielhaft das geringere Allergierisiko genannt, insbesondere weil keine künstlichen Konservierungsstoffe oder künstliche Duftstoffe enthalten sind, sowie das Fehlen von hormonell wirksamen Chemikalien.
Außerdem gilt im Prinzip der einfache Grundsatz: Alles was auf die Haut kommt, dringt unweigerlich auch in den Körper ein. Die Haut ist also keine undurchlässige Plastikhülle. Sie ist das größte Organ des Menschen und erneuert sich jeden Monat komplett neu. (Fun Fact zum Thema Lippenkosmetik: Eine Frau, die täglich Lippenstift benutzt, verschluckt im Laufe ihres Lebens ca. 3,5 Kilo davon.)
Für mich ist deshalb klar: Was gut für die Haut sein soll, muss man theoretisch auch essen können.
Meine Erfahrungen mit Naturkosmetik
Seit etwa fünf Jahren nutze ich ausschließlich natürliche Hautpflegeprodukte und bin, das kann ich so sagen, rundherum zufrieden. Auch wenn selbst Naturkosmetik keine Wunderdinge erbringen kann, fühlt sich meine Haut seitdem sanfter und gesünder an.
Für die Pflege meiner eigenen Haut verwende ich zum Beispiel überwiegend kaltgepresste, naturbelassene Öle, in der Regel Kokos-, Mandel- und Olivenöl. Auf Cremes und Bodylotions verzichte ich dagegen. Bei diesen Produkten sind mir die Inhaltsstoffe oftmals einfach zu unübersichtlich und so wirklich zufrieden war ich bislang mit keinem.
Außerdem weiß ich aus eigener Erfahrung: Es müssen nicht immer unbedingt preisintensive Pflegeprodukte sein. Teuer ist nicht immer gut. Allerdings sollte klar sein, dass sehr günstige Produkte auch ihren Preis haben, der zu Lasten von Umwelt und Arbeitsbedingungen anderer Menschen geht. Generell gilt hier: weniger ist mehr. Lieber investiere ich etwas mehr in hochwertige Produkte, die zumeist auch sehr ergiebig sind. Dafür verzichte ich auf anderen Schnickschnak, Shampoo zum Beispiel. Oder Parfüm.
Bei dekorativer Kosmetik greife ich auf die Naturkosmetiklinien der einschlägigen Drogerien zurück und habe bis jetzt ganz gute Erfahrungen gemacht – allerdings kann ich die Anzahl meiner Schminkartikel an einer Hand abzählen und bin deshalb keine Expertin in diesem Bereich ;-). Wer auf super wasserfeste Mascaras und ultra kussechte Lippenstifte angewiesen ist muss ggf. etwas länger nach passenden Naturkosmetika suchen.
Zum Schluss noch ein Tipp. Wer ganz leicht herauszufinden möchte, welche Inhaltsstoffe in Produkten enthalten sind, kann die App "Codecheck" nutzen.
In meinem nächsten Blogbeitrag zur Naturkosmetik wird es weiterführend um mögliche Gefahren konventioneller Kosmetik gehen.
Eure Marie
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Kirschi (Mittwoch, 02 November 2016 14:51)
Liebe Marie!
Ich bin durch Zufall auf deine Seite über Facebook gestoßen, vermutlich hat die Gesichtserkennungs-App schon meine aufgebröselten Lippen gesehen und dass ich immer so rumpuzzle. :-D
Heute habe ich meiner ebenfalls aufgebröselten Lippen-Freundin (die auch noch schwanger ist) und mir dein Basisprodukt bestellt und freue mich tierisch, wenn es geliefert wird!
Bin irre gespannt und hoffe, dass es die bessere Alternative zu Blistex ist! ;-)
Ganz lieben Gruß
Kirschi